„Geschichte braucht Zeit, Energie und Nerven”

Diese Worte von Laudator Prof. Dr. Detlev Kraack klangen doppeldeutig: Joachim Kortum arbeitete 16 Jahre an der Chronik von Postfeld und wurde – bedingt durch die Corona-Pandemie – ein gut halbes Jahr später mit dem Kulturpreis 2020 in der Fachrichtung “Ortschronik” geehrt.

Kreispräsident mit Präsent des Kreises, Achim Kortum mit Urkunde, Landrätin mit Scheck

Für seine Chronik von Postfeld und sein kreisweites Engagement als erfahrener Chronist am Chronisten-Stammtisch wurde Joachim Kortum von Kreispräsident Stefan Leyk und Landrätin Stephanie Ladwig mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.

(Postfeld) Ein kleiner Kreis geladener Gäste durfte am 16. Juli unter Einhaltung der Hygienebedingungen der Verleihung des Kulturpreises 2020 im Dörphus Postfeld beiwohnen. Es war ein würdevoller Rahmen, den Bürgermeister Uwe Leiner mit Helfern für seinen Ehrenbürger Joachim Kortum vorbereitet hatte. Die Feierstunde wurde um 16:30 Uhr von Rainer Schwarz mit Bandoneon und Knopfakkordeon musikalisch eingeleitet. 

Nach diesem gelungenen musikalischen Auftakt ergriff Kreispräsident Stefan Leyk das Wort zur Begrüßung. Er zitierte aus der Begründung des Preisgerichts zur Preisverleihung am 20. August 2020: “Der Kreiskulturpreis 2020 ist an Herrn Joachim Kortum für sein bemerkenswertes, kreisweites Engagement im Bereich der Chronikarbeit und der hierzu erstellten Ortschronik von Postfeld zu vergeben”. Diesem Vorschlag war dann der Hauptausschuss des Kreise am 15. September 2020 gefolgt. An den Preisträger gewandt ergänzte er, dass Achim Kortum ein beredtes Beispiel für einen aktiven Menschen im Gemeindeleben der letzten Jahrzehnte sei; das allein schon verdiene Dank und Anerkennung! Dass Joachim Kortum 16 Jahre lang an der Erstellung der Chronik gearbeitet habe, ließ den Kreispräsident ein großes Lob aussprechen: „Hut ab – was für eine Lebensleistung!”Mit dieser Chronik Postfeld habe er sich selbst seinen Platz in den Geschichtsbüchern erarbeitet.

Weitere Grußworte gab es von Bgm. Leiner und von Altbürgermeister Kalin, die beide im Sinne der Gemeinde stolz auf das langjährige ehrenamtliche Engagement von Joachim Kortum blickten und den gesellschaftlichen und historischen Gewinn aus der vor 20 Jahren veröffentlichten Chronik hervorhoben. Es sei ein besonderer Tag für die Gemeinde Postfeld, die schon zwei weitere Kulturpreisträger vorzuweisen hat: HaGe Schlemminger mit der Alten Meierei am See und die Gesangsgruppe Teepunsch.

Eine launige Laudatio für den Preisträger hielt Prof. Dr. Detlev Kraack. Von ihm stammt der Satz: „Geschichte braucht Zeit, Energie und Nerven.” Wer eine Chronik schreibe, müsse sich um die Menschen bemühen und sie einbinden und das sei ihm gelungen. Aber das alles brauche seine Zeit von der ersten Recherche bis zur Drucklegung. Darüber hinaus habe sich Achim Kortum als “Indianerhäuptling” gezeigt. Mit dem Chronisten-Stammtisch habe er Anfänger in Sachen Ortschronik unterstützt und wertvolle Tipps weitergegeben. Wichtig seien dabei vier Fragen: Was gehört rein? Wo finde ich Material? Wie schreibt man eigentlich? Und wo kann ich Hilfe finden? „Dass Sie alle zusammengeführt haben, hat uns beeindruckt“, sagte Prof. Dr. Kraack und übergab abschließend das Wort an den Kreispräsidenten Stefan Leyk. Ihm war es vorbehalten, dem 84-jährigen Preisträger für seine herausragenden Verdienste um die Ortshistorie die Urkunde verbunden mit einem Scheck über 2000 Euro zu überreichen. Zusammen mit Landrätin Stephanie Ladwig und dem Kreispräsidenten stellte sich der Chronist Achim Kortum abschließend dem Pressefoto.

Sichtlich gerührt bedankte sich Achim Kortum für das Präsent und alle lobenden Worte. Nach seiner Erfahrung ist das Entscheidende, dass die Leute einem etwas erzählen. „Mit manchen habe ich geredet bis in die Puppen“, erinnert er sich schmunzelnd. Doch manche Mitbürger haben sich ihm verschlossen, weil sie ihm einfach nicht zugetraut haben, dass „er es so schön macht“! 

Aber verschieden Dinge habe er sogar in seiner Chronik nicht erwähnt und das sei ein sehr wichtiger Punkt. Abschließend gab Joachim Kortum noch seinen persönlichen Tipp für alle, die eine Biographie oder eine Chronik schreiben: Immer 10 Seiten hinten frei lassen, dann kann das, was sich seit Entstehung des Buches verändert hat, nachgetragen werden. Seine persönliche Ausgabe der Chronik Postfeld hat solche Zusatzseiten!

Den festliche Rahmen schloss Rainer Schwarz mit “leeder up platt to n mitsingen” und die Veranstaltung klang nach 90 Minuten aus mit einem Glas Sekt am kalten Buffet sowie ergänzenden Gesprächen in kleinen Gruppen. H.J.